Was steckt hinter Wesensveränderungen beim Hund?

Wenn Ihr Hund sein Verhalten ändert, sind Sie vermutlich beunruhigt, vor allem, wenn ein ruhiger Familienhund plötzlich aggressiv oder ein kontaktfreudiger Hund ängstlich wird. Vielleicht fragen Sie sich sogar, ob das wirklich so ist oder ob Sie sich sein Verhalten nur einbilden.

Es gibt verschiedene Ursachen, die Verhaltensänderungen hervorrufen können. Ihre Sorgen sind also mehr als berechtigt. Bevor Sie jedoch Tierpsycholog:innen konsultieren, empfehlen wir Ihnen, Ihren Hund für einen Gesundheitscheck in Ihre Tierarztpraxis zu bringen. Denn hinter neuen Verhaltensanzeichen steckt oft eine medizinische Erkrankung.

Wesensveränderungen beim Hund, hinter denen eine Erkrankung stecken kann

Wenn Sie sich unwohl fühlen, haben Sie vermutlich wenig Lust, unterwegs zu sein, soziale Kontakte zu pflegen oder sich zu bewegen. Das Gleiche gilt für Ihren Hund. Häufig ist eines der ersten Anzeichen für eine Erkrankung eine Verhaltensänderung bei Ihrem Hund. Diese kann subtil sein, indem er zum Beispiel mehr schläft oder nicht mehr so gern spielt, oder eine auffälligere, plötzliche Veränderung, indem er nicht mehr stubenrein ist oder untypische Aggressionen zeigt.

Häufige Verhaltensänderungen bei Hunden sind beispielsweise:

Wenn Ihr Hund eine dieser Verhaltensänderungen zeigt, sollten Sie unbedingt einen Tierarzttermin vereinbaren, da eine Erkrankung dahinterstecken könnte. Schmerzen, Juckreiz, Blutdruckschwankungen, Stoffwechselstörungen und Beeinträchtigungen der Gehirn- und Nervenfunktion treten durch verschiedene Erkrankungen auf und können eine Reihe von Verhaltensanzeichen hervorrufen.

Beispiele: 


Nach der Diagnose kann Ihr Tierarzt oder Ihre Tierärztin Medikamente zur Behandlung oder Eindämmung dieser Erkrankungen verschreiben, die die Lebensqualität Ihres Hundes verbessern.

Verhaltensänderungen durch Schmerzen oder Irritationen sind weit verbreitet

Viele Erkrankungen verursachen Schmerzen und Beschwerden, die zu verändertem Verhalten führen können. Hunde jeden Alters können davon betroffen sein, aber mit zunehmendem Alter treten sie immer häufiger auf.

Aggressionen sind bei Hunden ein häufiges Anzeichen für Schmerzen. Zeigt Ihr Hund aggressive Verhaltensweisen, sollten Sie ihn gründlich untersuchen lassen, um festzustellen, ob eine Erkrankung dahintersteckt.

Hunde mit Schmerzen können verschiedene Verhaltensweisen zeigen, wie Aggressionen1 und andere Anzeichen:

Häufige Ursachen sind zum Beispiel:

Arthrose

Gelenkentzündungen, die auch Arthrose genannt werden, können für Ihren Vierbeiner ebenso schmerzhaft sein wie für Menschen. Hunde mit schmerzenden Gelenken zeigen häufig Verhaltensänderungen, oft sogar bevor sie lahmen. Diese Veränderungen des Verhaltens können sehr subtil sein. An manchen Tagen fühlt sich Ihr Hund besser und scheint gesund zu sein, während er an anderen Tagen weniger aktiv ist und mehr schläft.2 Doch irgendwann kann Ihr Hund anfangen zu humpeln oder auf Berührung aggressiv reagieren, was in der Regel bedeutet, dass die Krankheit bereits fortgeschritten ist.

Wenn Sie jedoch eine tierärztliche Behandlung beginnen, können Sie die Arthrose oftmals erfolgreich in den Griff bekommen. Das steigert die Lebensqualität und das Wohlbefinden Ihres Hundes, was sich wiederum positiv auf sein Verhalten auswirkt. Wenn Ihr Hund bereits älter ist, sollten Sie nicht annehmen, dass diese neuen Anzeichen oder Verhaltensänderungen einfach „zum Älterwerden dazugehören“. Arthrose kann eine sehr schmerzhafte Erkrankung sein, die Ihrem Hund zu schaffen macht, aber vergessen Sie nicht, dass Sie gemeinsam mit Ihrem Tierarzt oder Ihrer Tierärztin die Probleme in den Griff bekommen können.

Wenn Sie glauben, dass Ihr Hund Anzeichen für Arthrose zeigt, machen Sie unseren Online-Test. So können Sie die Anzeichen besser einschätzen, bevor Sie einen Tierarzttermin vereinbaren.

Zahnprobleme

Durch Zahnprobleme verursachte Beschwerden werden häufig unterschätzt, da Hunde mit fortgeschrittenen Zahnproblemen in der Regel weiterhin normal fressen.

Wenn Sie selbst schon einmal welche hatten, wissen Sie aus erster Hand: Zahnprobleme können sehr schmerzhaft sein. Das führt unter Umständen dazu, dass Ihr Hund Berührungen am Maul oder Kopf nicht toleriert, weil er versucht, Schmerzen zu vermeiden. Diese Verhaltensänderungen verschwinden nach einer Zahnbehandlung häufig wieder.

Hauterkrankungen

Hautprobleme treten sehr häufig auf – vermutlich haben Sie sich auch schon einmal damit befassen müssen. Ob durch Parasiten wie Flöhe oder allergische Dermatitis, bei der Ihr Hund sich ständig an bestimmten Körperstellen kratzt oder beißt, viele Ursachen können die Haut Ihres Hundes und sein Verhalten beeinträchtigen.

Jeder Hund kratzt sich, auch gern mal etwas ausgiebiger. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihr Hund sich übermäßig kratzt, sollten Sie dem nachgehen, um die Schmerzen und den Juckreiz der wunden Haut nicht zu unterschätzen. Hunde können ihre Beschwerden schnell verschlimmern, wenn sie sich kratzen und die wunden Stellen weiter reizen. Daher ist es besonders wichtig, dass Sie Ihren Hund aufmerksam beobachten.

Neben übermäßigem Kratzen treten auch Verhaltensänderungen wie Lethargie und ein verminderter Spieltrieb oder eine geringere Interaktion auf, vor allem, wenn die Hautprobleme zunehmen. Vereinbaren Sie einen Tierarzttermin, sobald Sie Hautprobleme oder Verhaltensänderungen bemerken, damit Ihr Hund nicht leidet und die Behandlung schnell beginnen kann. Machen Sie unseren Online-Test, um die Anzeichen für Hautprobleme zu erkennen und herauszufinden, ob Sie Ihre Tierarztpraxis aufsuchen sollten.

Weitere häufige schmerzhafte oder belastende Erkrankungen

Viele schmerzhafte Krankheiten bei Hunden führen zu Verhaltensänderungen. Vereinbaren Sie einen Tierarzttermin, um die Ursachen zu entdecken und so bald wie möglich mit der Behandlung zu beginnen.

Verhaltensänderungen durch den Verlust der Sinnesfunktionen

Wenn Ihr Hund älter wird, denken Sie vielleicht, dass Verhaltensänderungen eine normale Begleiterscheinung des Alterns sind. Sie sollten aber alle Bedenken mit Ihrem Tierarzt oder Ihrer Tierärztin besprechen, da es möglicherweise Behandlungen oder Veränderungen in der Umgebung Ihres Hundes gibt, mit denen er sich wieder wohlfühlt. Ein Nachlassen des Hör- oder Sehvermögens kann zur Folge haben, dass Ihr Hund weniger selbstbewusst ist oder einfach die üblichen Signale zum Reagieren nicht mehr wahrnimmt.  

Verhaltensweisen, die oft mit dem Verlust von Sinnesfunktionen einhergehen, sind zum Beispiel: 

Hunde jeden Alters können von diesen Anzeichen betroffen sein. Gehen Sie daher unbedingt mit Ihrem Hund zu Ihrem Tierarzt oder Ihrer Tierärztin, wenn Sie ungewöhnliches Verhalten bei ihm beobachten. So können Sie mögliche Erkrankungen ausschließen und erfahren, wie Sie Ihrem Hund helfen können.

Verlust der Sinnesfunktionen – Hör- und Sehvermögen

Mit zunehmendem Alter verschlechtern sich bei Hunden häufig die Sinne, insbesondere das Seh- und Hörvermögen, genau wie beim Menschen. Solange der Verlust nicht plötzlich auftritt, bemerken Sie möglicherweise keine Veränderungen, bis der Zustand bereits fortgeschritten ist und deutlichere Verhaltensanzeichen auftreten, da sich die meisten Hunde gut an diese Veränderungen anpassen. Wenden Sie sich an Ihren Tierarzt oder Ihre Tierärztin, um zu erfahren, wie Sie Ihrem Hund helfen können, sich an den Verlust des Seh- oder Hörvermögens zu gewöhnen, denn Sie können viel tun, um ihm das Leben leichter zu machen.

Ein plötzlicher Verlust des Seh- oder Hörvermögens ist jedoch ein Notfall, der dringend tierärztliche Hilfe erfordert.

Wenn der Verlust so plötzlich auftritt, ist die zugrunde liegende Erkrankung in der Regel umso schwerwiegender, aber oft auch besser behandelbar. Wenn Ihr Hund auf einmal die Orientierung verliert, kann Sie das extrem belasten. Versuchen Sie jedoch, ruhig zu bleiben. Ihr Tierarzt oder Ihre Tierärztin wird Ihnen weiterhelfen können.

Demenz bei Hunden – kognitives Dysfunktionssyndrom

Diese Erkrankung betrifft vor allem ältere Hunde und kann dazu führen, dass sie verwirrt und ruhelos werden. Das kann für Sie sehr belastend sein, da Sie vielleicht nicht wissen, was Sie tun sollen.3 Zur Diagnose dieser Erkrankung müssen zunächst andere Krankheiten ausgeschlossen werden. Sobald die Diagnose feststeht, können verschiedene Ernährungsumstellungen, Übungen zur mentalen Stimulation und Medikamente ausprobiert werden, um Ihrem Hund zu helfen.

Wann ist das veränderte Verhalten Ihres Hundes ein Grund, Ihren Tierarzt aufzusuchen?

Manchmal handelt es sich bei einer Verhaltensänderung auch einfach nur um ein Verhaltensproblem. Dann kann Ihr Tierarzt oder Ihre Tierärztin Ihnen Tierpsycholog:innen zur weiteren Behandlung empfehlen. Es ist jedoch wichtig, mögliche Erkrankungen auszuschließen. Körperliche Krankheiten bewirken häufig Verhaltensänderungen, weshalb es wichtig ist, dass Ihr Hund von einem Tierarzt oder einer Tierärztin untersucht wird, damit diese Erkrankungen diagnostiziert werden können. Auf diese Weise kann schnell mit der Behandlung begonnen werden. So können und Sie und Ihr Hund sich bald wieder wohlfühlen.

1 Barcelos, A.-M., Mills, D. S., Zulch, H.: (2015) „Clinical indicators of occult musculoskeletal pain in aggressive dogs“, The Veterinary Record, London, Vol. 176:18 
2 Belshaw, Z., Dean, R., Asher, L. (2020): „Could it be osteoarthritis? How dog owners and veterinary surgeons describe identifying canine osteoarthritis in a general practice setting“, Preventive Veterinary Medicine, Volume 185 
3 Landsberg, G. M., Nichol, J., Araujo, J. A. (2012): „Cognitive Dysfunction Syndrome: A Disease of Canine and Feline Brain Aging“, Veterinary Clinics of North America: Small Animal Practice, Vol. 42:4, S. 749-768